MMA

journalism & theory

Cover: Ist was? Label: Medien und Neue Rechte Zeichnung Label: Diagnose: Unsichtbar Logo: Diagnose: Unsichtbar Screenshot: Feinstaubprojekt Feinstaub-Messungsdaten Feinstaubkit Label: Feinstaubprojekt Screenshot: Field Trip Digital Talks: Gruppe lauscht Masarah Paquet-Clouston Label: Digital Talks

Lab

Der Studiengang Multimedia und Autorschaft versteht sich als ein Labor für Wissenschaft und digitalen Journalismus. In unterschiedlichen Formaten und Projekten bringen wir wissenschaftliche Disziplinen sowie Medien- und Kulturbetriebe zusammen, um relevante Fragen der Gegenwart wissenschaftlich und medienpraktisch zu erforschen. Als universitäres Masterprogramm genießen wir dabei die Freiheit, Risiken eingehen zu können.

Unsere Studieninhalte leben vom Engagement und den Themenwünschen der Studierenden genauso wie von den Fragen und Ideen unserer Partner:innen aus Wissenschaft, Journalismus, Kultur und Kreativwirtschaft. Wir sind offen für Kooperationen sowie Menschen und Medienprojekte, die ein professionelles Experimentierfeld oder Zusammenarbeit suchen. Dazu zählen auch interdisziplinäre Ansätze in der Lehre, wie etwa im Seminar SoundWork(s). Gemeinsam mit Studierenden der Musik-, Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie der Ethnologie erforschten wir experimentell die Klänge von Arbeit.

Wir setzen uns aktiv selbstkritisch mit der eigenen Diversität und Fragen von Repräsentation und Diskriminierung in der wissenschaftlichen und journalistischen Produktion auseinander. Unser Anspruch ist es daher auch, unliebsame oder bisher übergangene Themen wissenschaftlich und journalistisch aufzugreifen. Hier findest du eine Auswahl unserer Projekte der letzten Jahre.

Digital Talks

Das Gesprächs- und Workshopformat Digital Talks bringt Journalist:innen und Wissenschaftler:innen in einem akademischen Umfeld zusammen und regt damit den interdisziplinären Austausch zwischen Forschung und Journalismus an. Damit setzen wir Impulse für die wissenschaftliche und medienpraktische Arbeit an unserer Abteilung für Medien- und Kommunikationswissenschaft.

Zu Gast war unter anderem Autor und Produzent Frédéric Dubois. Er stellte sein interaktives Dokumentarfilmprojekt Field Trip über das Tempelhofer Feld in Berlin vor. Mirko Schäfer (Utrecht Data School), Natalie Widmann (ida, heute SWR Datalab) und Martin Paul (MDR) haben Automated News Projekts diskutiert. In der Reihe sind außerdem die Journalist:innen Juli Katz und Alexander Fanta, die Medienwissenschaftler:innen Christopher Buschow, Orit Halpern, Sebastian Sevignani, Maria Eriksson und Pelle Snickers sowie Autor Tung-Hui Hu zu Gast gewesen.

Wir setzen uns in der Reihe seit 2021 vertieft mit der Frage auseinander, wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit Journalist:innen und Medienschaffende herausfordert. Dazu sprachen wir mit den russischen Exiljournalist:innen Sonya Groysman (TV Rain), Ekaterina Martynova (DOXA) und Dmitriy Shvet (Mediazona), sowie der Autorin und Journalistin Melina Borčak, die sich mit Genoziden sowie der Berichterstattung dazu kritisch auseinandersetzt.

Das Format Digital Talks haben Patrick Vonderau und Maren Schuster initiiert. Weitere Informationen findest du auf der Internetseite der Abteilung für Medien- und Kommunikationswissenschaft.

Studierende schreiben

Wir arbeiten mit unterschiedlichen Medien projektgebunden zusammen. Zu Sensoren und Feinstaub haben Studierende des MMA und Journalist:innen der Online-Redaktion von MDR Sachsen-Anhalt im Zuge eines Citizens Science Projekts des Fraunhofer Instituts gearbeitet und veröffentlicht. Medien wie Vice, @nachhaltig.kritisch, Der Spiegel, Die Deutsche Welle oder das Netzwerk Klimajournalismus haben einzelne journalistische Projekte unterstützt, während Studierende in wiederkehrenden Projekten lokale Wissenschafts-, Campus-, Klima- und Kulturthemen für die Mitteldeutsche Zeitung, den Kulturfalter und MDR Sachsen-Anhalt bearbeiten und veröffentlichen. Bei einem Reporter:innentag lernen Studierende den Redaktionsalltag kennen.

Beyond Journalism?

Wir verbinden journalistische Praktiken mit wissenschaftlichen, künstlerischen und anderen kommunikativen Arbeitsweisen und erproben das Medienhandeln mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Zielen. In Filmvorführungen, Speedlabs und Gesprächsformaten wie mit Karamba Diaby bringen wir unsere Projekte wie Hallegestalten, FacingTheFuture,Diagnose:Unsichtbar, Stolpersteine-Filme gegen das Vergessen aber auch verschiedene klimajournalistische Formate den Menschen aus Halle nahe. Mitunter erfolgt ein Transfer von in Seminaren bearbeiteten Themen auch für kulturelle Projekte und Ausstellungen: so entstand für die Radiorevolten 2017 ein soundbasiertes Exponat oder das Hasstelefon für die Ausstellung Streit, Zoff und Beef im Stadtmuseum Halle. Audioproduktionen und Memes standen im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung für die GfM-Jahrestagung zum Thema #arbeit.

Stadtklima Halle – Klimajournalismus durch Augmented-Reality (AR) erleben

Stadtklima Halle ist ein von der Bundeskulturstiftung gefördertes Augmented-Reality-Projekt des Stadtmuseum Halle, das sich mit der klimagerechten Stadt der Zukunft und den Menschen auseinandersetzt, die sich in Halle für das Klima engagieren. Projektinitiative, -antragstellung und -regie haben MMA-Mitarbeitende übernommen. Die Studierenden haben in verschiedenen Stadtteilen für das Projekt Nutzer:inneninterviews zu Klima und Klimadebatte geführt, eine Sozialraumanalyse für den Hallmarkt angefertigt und das Prototyping der Exponate unterstützt. Dabei haben sie auch mit dem interdisziplinären Stadtklima-Halle-Projektteam zusammengearbeitet. Die Ergebnisse und Recherchen sind anschließend in die beiden AR-Ausstellungen Hallmarkt der Zukunft und die Wir-Sind-Laut-Tour aber auch in die journalistischen Formate Gemeinsame Sache, den Instagramkanal Stadtklima sowie die Reportage Hitzig und das Storytellingformat Grüne Generationen. Die Porträts der Grünen Generationen sind Teil der Wir-Sind-Laut-Tour geworden und haben eine Artikelreihe zum Dialog der Generationen auf MDR Sachsen-Anhalt Online angeregt. Das Netzwerk Klimajournalismus und Tim Klimes von der Deutschen Welle haben die journalistische Projektphase der Studierenden unterstützt. Im Vorfeld konnten alle von einem Design Thinking Workshop (Gerlow+Kühl) sowie von der Design Expertise, der im Stadtklima Halle mit Augmented Reality-Exponaten beauftragten Agentur Prefrontal Cortex, profitieren.

Das Projekt Stadtklima Halle wurde entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

Diagnose: Unsichtbar, Transferprojekt Medizin und Medien

Diagnose: Unsichtbar ist ein journalistisches Projekt, das die Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf die Gesundheit untersucht. Der Master-Jahrgang 2019-2021 entwickelte gemeinsam mit Medizin-Studierenden Formate, die sich mit sozialmedizinischen Themen auseinandersetzen: der Unbehandelt-Podcast, der Sozialmedizin-Newsletter Upstream, der multimediale Longread Von ungleichen (T)Räumen und das journalistische Instagram-Projekt @bittere.pille.

Gemeinsam wurde der wissenschaftliche Fachjargon in eine den Zielgruppen besser zugängliche Sprache umgewandelt. Somit konnte garantiert werden, dass die Symptome, Präventionsmaßnahmen und Probleme leichter verständlich, aber korrekt dargestellt werden.

Für die Mediziner:innen bot diese Zusammenarbeit die Möglichkeit, die Medizin gesamtgesellschaftlich zu betrachten und neue Formen sowie Ideen zu entwickeln, sich mit Sozialmedizin auseinanderzusetzen und das Wissen in eine breite Öffentlichkeit zu tragen. Außerdem bildete sich ein Netzwerk von Mediziner:innen und Journalist:innen, welches auch für weitere Projekte genutzt wird.

Konzeptionell und journalistisch verantwortete Maren Schuster das Projekt. Amand Führer, Forscher am Institut für Epidemiologie, Biometrie und Informatik der MLU auf fachlicher Ebene als Mediziner. Unterstützt wurde das Transferprojekt außerdem durch den Transfer- und Gründerservice der MLU, Gerlow+Kühl, sowie vom internationalen Mediennetzwerk Are We Europe für eine europäische/cross-border Perspektive zum Teil in englischer Sprache.

Feinstaub: Sensorjournalismus, Bots und Citizens Science

Für das erste wissenschaftsjournalistische Projekt unseres Studienganges zum Thema Feinstaub wollten wir mit dem MDR Sachsen-Anhalt Online testen, inwieweit Sensordaten journalistisch verwertbar und für das Publikum interessant sind. Fachlich hat uns das Leibnitz Institut Leipzig, Tropos unterstützt. Die Sensortechnik hat das Fraunhofer IMWS im Zuge des Citizens Scienes Projekts Die Vermessung der Welt 2.0 gestellt und uns gemeinsam mit dem Eigenbaukombinat erklärt.

Inputs zu Daten- und Sensorjournalismus, KI und Bot-Technologie und ein Workshop zu Wissenschaftsjournalismus waren der Ausgangspunkt für unsere Formate: ein Scrollytelling-Format über die Feinstaubmessung mit Bienen am Flughafen Leipzig/Halle, ein Selbstversuch unter Anwendung eines Feinstaubkits und interaktiver Karte, sowie der Twitterbot Dustin Air. Dustin Air reagiert auf Schlüsselwörter wie Grillabend oder Drucker und liefert unterhaltsame Fakten zum Luftverschmutzungspotential. Twitter hat Dustin abgestellt, doch seine Antworten und alle Projekte sind bei MDR Sachsen-Anhalt Online veröffentlicht.

Medien und Neue Rechte

Als Institut, das Medienwirkungen erforscht und die Medienproduzent:innen von morgen ausbildet, sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung, zu analysieren, wie rechtsradikale und rechtsextreme Akteur:innen Medien und mediale Aufmerksamkeit für sich nutzen.

Ist was? Neue Rechte im Blickfeld von Journalismus, Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Im September 2018 folgten Dozierende und Studierende unserer Abteilung, Journalist:innen, Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen sowie zivilgesellschaftliche und kulturelle Akteur:innen aus Mitteldeutschland, Berlin und Wien unserer Einladung, sich über die mediale Darstellung der Neuen Rechten auszutauschen.

Gemeinsam mit unseren Dozentinnen Maren Schuster und Claudia Böttcher, einer Historikerin und Medienwissenschaftlerin, konzipierten und realisierten wir die gleichnamige Workshop-Tagung. Parallel interviewten wir für unsere medienpraktischen Seminare Menschen, die sich wissenschaftlich, künstlerisch oder politisch mit der Thematik auseinandersetzen und arbeiteten an visuellen Strategien im journalistischen Umgang mit der Neuen Rechten.

Was ist denn? Wissenschaftliche Untersuchungen der Neuen Rechten

Alle Studierende des Masters Multimedia und Autorschaft erhielten anknüpfend an die Tagung die Chance, an einer Winterschool zu Kommunikationsmustern der Radikalisierung teilzunehmen. Eine Wiener Forschungsgruppe vermittelte ihre Methodik in der Erforschung von Radikalisierungsprozessen in sozialen Medien und führte parallel dazu ein Mediennutzungs-Experiment mit den Studierenden der Abteilung zur audiovisuellen Darstellung von linker und rechter Gewalt durch.

Daraus konnten unsere Studierenden Impulse für ihre eigene Forschungspraxis mitnehmen. Basierend auf der Wiener Forschungsarbeit entstanden mehrere Masterarbeiten, u. a. eine zum Deplatforming der Identitären Bewegung und ihrem Abwandern von Social Media in Telegramgruppen.

Es ist was! Journalistische Reflexionen über die Neue Rechte

Wie gehen Journalist:innen mit Vertreter:innen der sogenannten Neuen Rechten um? Wo liegt die Grenze zwischen nötiger Berichterstattung und wo beginnt das Podium für menschenverachtende Ideologien? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das Themenheft IST WAS? Medien und Journalismus in Zeiten der Neuen Rechten. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Studienprojekt, das Gitte Kießling und Maren Schuster als leitende Dozentinnen von Multimedia und Autorschaft gemeinsam mit den Studierenden und in Kooperation mit der Grafikdesignerin Andine Müller von der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Berlin umgesetzt haben. Es ist im VISTAS Verlag mit Unterstützung des Netzwerks Recherche e. V. erschienen.